Häufige Fragen und Antworten

Ziel der modernen Abfallwirtschaft ist es, einen geschlossenen Stoffkreislauf zu schaffen: Ressourcen zu schonen und mit heimischen Rohstoffen verantwortungsvoll umzugehen – für und mit den jungen Generationen. Der neue Standort der AVL soll daher mehr sein als „nur“ eine Deponie und aufzeigen, wie Nachhaltigkeit zukünftig funktionieren kann. Hallo Zukunft.

Was sucht die AVL?

Die AVL ist auf der Suche nach einem Zukunftsstandort. Dort soll einerseits eine neue Erddeponie entstehen. Andererseits sollen Nachhaltigkeitsprojekte umgesetzt werden. Beispielsweise könnte aus Holzabfällen Energie und Nahwärme gewonnen werden. Aus Bauabfällen könnten neue Baustoffe entstehen. Wozu das Ganze? Müll ist eines der drängendsten Probleme unserer Zivilisation. Gleichzeitig verbirgt sich darin aber auch jede Menge Potential wie die Chance sich durch nachhaltige und lokale Energiegewinnung ein Stück weit unabhängiger vom Energiemarkt zu machen und der Knappheit von Baustoffen entgegenzuwirken.

Was ist eine Erddeponie?

Eine Erddeponie ist ein technisches Bauwerk zur Abfallbeseitigung, welches auf oder im Erdbereich errichtet wird.

Wie funktioniert eine Erddeponie?

 Eine Erddeponie wird geplant, genehmigt, gebaut und mit Abfall verfüllt. Nach der Verfüllung erhält sie eine Oberflächenabdichtung und wird wieder begrünt.

Welche Abfälle sollen auf die neue Erddeponie kommen?

Auf einer Erddeponie werden mineralische Abfälle, z. B. Boden, Bauschutt, Steine und Gleisschotter abgelagert. Auf einer Erddeponie, wie sie am neuen AVL-Standort entstehen soll, werden nur Abfälle der Deponieklassen 0 und I eingebaut.

Insgesamt gibt es fünf Deponieklassen (DK):

0 = für inerte und quasi unbelastete Abfälle, z. B. Bodenaushub
I = für gering belastete Abfälle
II = für mäßig belastete Abfälle
III = für gefährliche Abfälle
IV = Untertagedeponien z. B. im Salzgestein; insbesondere für gefährliche industrielle Abfälle

Wie kommt der Abfall auf die Erddeponie?

Nicht jeder mineralische Abfall kommt auf die Erddeponie. Es gibt Ausschlusskriterien, die bestimmen, ob ein Abfall angeliefert werden darf oder nicht: die Herkunft, die Abfallart nach Deponieklassen, chemische Analysen vor und während der Anlieferung. Jede Anlieferung wird vorher schriftlich angemeldet. Das sogenannte Stoffstrom-Team der AVL prüft jede Anmeldung und entscheidet, ob die Lieferung angenommen oder abgelehnt wird.

Woher kommt der Abfall?

Auf der neuen Erddeponie sollen die mineralischen Abfälle aus dem Landkreis Ludwigsburg eingebaut werden. Zurzeit nehmen wir auf unseren Deponien im Landkreis auch Abfälle vom Verband Region Stuttgart (VRS) an. Dazu zählen neben dem Landkreis Ludwigsburg auch die Landkreise Esslingen, Böblingen, Göppingen, Rems-Murr und die Landeshauptstadt Stuttgart. Wir wissen Stand heute nicht, ob wir auf dem neuen Standort, der in mehr als 10 Jahren den Betrieb aufnehmen könnte, noch Abfälle vom VRS annehmen werden. Dies ist eine politische Entscheidung des Kreistags des Landkreises Ludwigsburg, die alle fünf Jahre neu getroffen wird.

Wie sicher ist eine Erddeponie?

Alle Schutzgüter und technischen Einrichtungen einer Erddeponie werden regelmäßig und qualifiziert überwacht, geprüft und gewartet – durch den Betreiber (AVL) selbst, seine beauftragten Institute und durch das Regierungspräsidium im Rahmen von Kontroll- und Messprogrammen:

  • Regelmäßige Proben von Oberflächen-, Grund- und Sickerwasser
  • Befahren mit Kameras und Reinigen des Entwässerungssystems
  • Überwachung des Setzungsverhaltens
  • Regelmäßige Volumenvermessung des Deponiekörpers
  • Strenge Kontrollen, welche Abfälle auf den Deponien abgelagert werden (vor, bei und nach der Anlieferung)
  • Prüfen, ob die Arbeitssicherheit und die Betriebssicherheit gegeben sind
  • Verfassen von Deponie-Jahresberichten, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden
  • Regelmäßige Besuche und Kontrollen vom Regierungspräsidium, auch unangemeldet
  • Jährliche Zertifizierung als Entsorgungsfachbetrieb gemäß § 56 KrWG i.V. mit § 57 KrWG.
Wo soll der neue Standort gebaut werden?

Noch steht nicht fest, wo der neue Standort gebaut werden soll. Es gibt zwei Flächen, die sich nach einer intensiven Suche als am besten geeignet herausgestellt haben. Eine Fläche befindet sich auf der Gemarkung Großbottwar, eine auf der Gemarkung Hemmingen. Zunächst müssen detailliertere Prüfungen der Flächen stattfinden, um weitere Aussagen über deren Eignung treffen zu können. Daran anschließen wird sich dann ein umfangreiches Genehmigungsverfahren mit Planfeststellungsbeschluss für die geeignetste Fläche. Erst dann könnte die AVL mit den nötigen Baumaßnahmen beginnen. Zwischen einem Antrag auf Planfeststellung und der Inbetriebnahme vergehen in der Regel circa zehn Jahre.

Was kann der neue Standort für den Umweltschutz und die Ressourcenschonung tun?

Die AVL will auf dem neuen Standort einerseits weiterhin eine lokale und technisch einwandfreie Ablagerung der mineralischen Abfälle aus dem Landkreis sicherstellen. Andererseits besitzt solch ein neuer Standort auch viel Potential für aktiven Umweltschutz und Ressourcenschonung.

Zwei Beispiele hierzu. Energiegewinnung: Durch die Verwertung von Holzabfällen (z.B. aus dem Holzsperrmüll) kann Energie erzeugt werden, die in Form von Strom und Nahwärme direkt den Menschen in der Umgebung zugutekommt – analog etwa zum Bioenergiedorf Gündelbach, wo derzeit mehr als 100 Privathaushalte, sieben öffentliche Gebäude und ein Unternehmen über die Deponie BURGHOF mit Wärme versorgt werden.
Recycling: Die AVL hat mit der mehrfach preisgekrönten Firma Feess, die bundesweit Pionier beim Recycling von Baustoffen ist, ein Pilotprojekt gestartet. Dabei wird der Anteil an Wertstoffen im Deponieabfall ermittelt, um das Zukunftspotenzial dieser Abfälle als Recyclingbaustoffe zu beleuchten – eine sinnvolle und innovative Art der Abfallverwertung und Schonung von Ressourcen. Das birgt auch Vorteile für die heimische Bauwirtschaft: denn viele Baustoffe, wie zum Beispiel Sand, werden als Ressource immer knapper.

Wieso sucht die AVL einen neuen Standort für eine Erddeponie?

Die Menschen im Landkreis Ludwigsburg produzieren täglich (!) rund 1.400 Tonnen Müll. Mehr als die Hälfte davon (ca. 53 Prozent) sind mineralische Abfälle wie etwa Bodenaushub oder Bauschutt. Diese Abfälle müssen irgendwohin. Seit rund 20 Jahren betreibt die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg (AVL) die Erd- und Bauschuttdeponien BURGHOF (Vaihingen/Enz-Horrheim) und AM FROSCHGRABEN (Schwieberdingen) und ist damit Expertin bei der Entsorgung von mineralischen Abfällen.

 

Die Erddeponie AM FROSCHGRABEN bei Schwieberdingen hat noch eine Laufzeit von etwa zehn Jahren. Wenn wir im Landkreis Ludwigsburg nicht auf eine regionale, kostenerschwingliche und nachhaltige Entsorgung solcher Abfälle (Stichwort: Mülltourismus) verzichten wollen, dann muss ein neuer Standort für eine Erddeponie gesucht werden. Darüber hinaus besteht auch eine gesetzliche Verpflichtung, eine Entsorgungssicherheit von mindestens zehn Jahren vorzuhalten. Der zeitliche Horizont von der Planung über die Genehmigung bis zur Inbetriebnahme beläuft sich auf rund zehn Jahre.

Wie lief das Auswahlverfahren für den neuen Standort bislang ab?

Die AVL hat bereits vor einiger Zeit einen Suchlauf über das gesamte Gebiet des Landkreises Ludwigsburg gestartet. Dabei ging es in erster Linie darum, wo es im dicht besiedelten und vielfältig genutzten Landkreis überhaupt Flächen gibt, die groß genug für eine Erddeponie und gleichzeitig topografisch dafür geeignet sind (z.B. kein zu großes Gefälle). Darüber hinaus wurde geprüft, wo es Einschränkungen, z. B. wegen Natur- oder Grundwasserschutz, gibt. Im Ergebnis blieb eine Liste mit zehn potenziellen Flächen, von denen zwei am besten geeignet sind, eine davon auf der Gemarkung Hemmingen, eine auf der Gemarkung Großbottwar. Detaillierte Informationen zum Auswahlverfahren finden Sie hier: https://zukunft.avl-lb.de/downloads

Können rund um den neuen Standort Unannehmlichkeiten wie Lärm, zunehmender Verkehr, Geruch oder Staub entstehen?

Lärm entsteht vor allem durch den Anlieferverkehr. Um detailliertere Aussagen über die Verkehrslage der geeigneten Standorte (in Hemmingen und Großbottwar) zu treffen, müssen in den kommenden Monaten weitere Untersuchungen stattfinden. Die AVL nimmt jedoch die Verkehrsthematik bereits jetzt sehr ernst und bemüht sich, gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung eine konstruktive Lösung zu finden. Dies könnte beispielsweise eine Umgehungsstraße sein.

Staub entsteht generell geringfügig, wenn auf der Deponie ausgetrocknete Wege befahren werden. Die AVL wirkt dem mit regelmäßigem Bewässern der Straßen entgegen. Bei mineralischen Abfällen verbreitet sich kein Geruch.

Wie läuft das Genehmigungsverfahren für den neuen Standort ab?

Wird ein geeigneter Standort gefunden, startet die Genehmigungsplanung mit einer Entwurfsplanung. D.h. es wird ein Plan entwickelt, wie genau der neue Zukunftsstandort aussehen könnte. In einem weiteren Schritt findet ein sogenannter „Scoping-Termin“ statt. Hier stellt die AVL als Vorhabenträgerin den Trägern öffentlicher Belange (z. B. Naturschutz, Forst, Denkmalschutz) das Bauvorhaben vor. Im Rahmen der Planfeststellung werden die Planungsunterlagen öffentlich ausgelegt. Betroffene können ihre Anliegen und Bedenken der Genehmigungsbehörde mitteilen. Sie prüft, wägt ab und fällt schließlich eine Entscheidung, ob ein Planfeststellungsbeschluss erteilt wird. Wenn ein Planfeststellungsbeschluss vorliegt, können weitere Vorbereitungen gestartet werden, z. B. Bauausschreibungen. Erfahrungsgemäß vergehen circa zehn Jahre von der Kontaktaufnahme mit der Gemeinde bis hin zur Inbetriebnahme des neuen Standortes.

Wird die neue Standortgemeinde von der AVL einbezogen?

Ja. Bereits im Sommer 2022 fanden erste Gespräche mit den Gemeinden statt, in denen sich zwei geeignete Flächen befinden. Auch in Zukunft wird die AVL eng mit der neuen Standortgemeinde zusammenarbeiten. Ziel ist es auch, die Bewohner:innen umfassend zu informieren und durch Aktionen und Projekte einzubeziehen.

Welche Vorteile hat die Standortgemeinde von dem neuen Standort?
  • Finanzielle Vorteile
  • Kurze Entsorgungswege: Wertstoffhof vor der Haustür
  • Möglichkeiten für eine dezentrale Energieversorgung, ein Stück Autarkie vom volatilen Energiemarkt
  • Pioniergemeinde beim Thema Recycling und Abfallvermeidung
  • Deponiestandort als Bildungsstätte (Führungen, Schulen, außerschulische Bildung)
Wie wird die Gemeinde des neuen Zukunftsstandortes finanziell entschädigt?

Standortkommunen profitieren in mehrfacher Hinsicht finanziell von einer Deponie. Wenn die betreffenden Grundstücke im Besitz der Gemeinde sind, kann sie über den Verkauf Erlöse erzielen. Es besteht auch die Möglichkeit, die Grundstücke zu verpachten und so über Jahrzehnte hinweg gesicherte, spürbare Einnahmen zu erzielen. Außerdem sind Zahlungen an die Gemeinde, z. B. eine von den Ablagerungsmengen abhängige Mengenpacht, möglich. Zudem ist die AVL als GmbH gewerbesteuerpflichtig. Die Gewerbesteuer wird auf die Städte / Gemeinden, auf deren Markung eine Betriebsstätte der AVL liegt, aufgeteilt.

Die AVL nimmt derzeit auch Müll von außerhalb des Landkreises an. Ist dies auch für die neue Erddeponie geplant?

Zurzeit nimmt die AVL auf ihren Deponien auch Abfälle vom Verband Region Stuttgart (VRS) an. Dazu zählen neben dem Landkreis Ludwigsburg auch die Landkreise Esslingen, Böblingen, Göppingen, Rems-Murr und die Landeshauptstadt Stuttgart. Wir wissen Stand heute nicht, ob wir auf dem neuen Standort, der in mehr als zehn Jahren den Betrieb aufnehmen könnte, noch Abfälle vom VRS annehmen werden. In erster Linie soll die Entsorgung der mineralischen Abfälle aus dem Landkreis Ludwigsburg mit einem neuen Standort gesichert werden.
Übrigens: Restmüll, Biomüll, Papier- und Verpackungsabfälle, die die Bürger:innen im Landkreis Ludwigsburg produzieren, werden allesamt außerhalb des Landkreises verwertet oder entsorgt. Es ist in der Abfallwirtschaft prinzipiell Gang und Gäbe sich bei der Entsorgung unter die Arme zu greifen, denn schlussendlich wäre der Umkehrschluss, dass jeder Landkreis seine eigenen abfallwirtschaftlichen Anlagen bauen müsste. Dann würden wir nicht nur einen neuen Standort für eine Erddeponie suchen…

Haben Sie weitere Fragen? Dann schreiben Sie uns gerne eine Mail an: kommunikation@avl-lb.de oder einen Brief an: AVL GmbH, z. Hd. Stabsstelle Kommunikation, Hindenburgstr. 30, 71638 Ludwigsburg.