Warum eine Deponie ein Zukunftsstandort ist

26. April 2024
LKW entleert seine Ladung auf der Deponie Burghof. Drei Männer schauen zu

Die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises Ludwigsburg (AVL) betreibt drei Deponien. Warum das Verständnis der Öffentlichkeit zum Thema Deponie dringend eines Updates bedarf. Warum es der AVL auf ihren Deponien auch um Themen wie Ressourcenschonung und Umweltschutz geht. 

 

Niemand ist glücklich über einen Deponie-Standort vor der eigenen Haustür. Führt das nicht zu Problemen?

Da ist sicher was dran. Aber das liegt hauptsächlich an der öffentlichen Wahrnehmung, die mitunter den technischen Entwicklungen hinterherhinkt. Wenn man es mal etwas zuspitzt: Die AVL sucht eigentlich keinen Deponiestandort, sondern einen Zukunftsstandort.

 

Was soll das heißen?

Unser Motto „Auftrag Zukunft“ geht ja weit über das bloße Deponieren von Abfällen hinaus. In Zukunft – das zeigen ja gerade die weltpolitischen Entwicklungen ganz deutlich – geht es vermehrt um Sicherung von Ressourcen, Recycling und um Energiegewinnung. Eine Kommune mit so einem Zukunftsstandort wäre also in manchen Bereichen unabhängiger vom Weltmarkt. Dazu kommen dann noch kurze Wege zur Abfallabgabe oder bei der Mitnahme von Sekundärrohstoffen.

 

Die meisten Menschen verbinden mit einem Deponiestandort aber eher Lärm, Dreck, Verkehr, Gestank. Das hat doch auch Gründe.

Leider Ja. Viele Menschen verbinden mit dem Begriff „Deponie“ und Abfall generell immer noch die alte Müllkippe, die es vor 50 Jahren gab. Eine mehr oder weniger ungeordnete Anlage, auf der alles gelandet ist, was man nicht mehr brauchte – alte Fernseher, Schadstoffe, Autoreifen, Motorenöl, Plastik, Papier, Lebensmittelreste und so weiter. Oder man denkt an eine Hausmülldeponie, die es noch bis Anfang der 2000er Jahre gab. Eine moderne Mineralstoffdeponie – oder umgangssprachlich Erddeponie – ist etwas komplett anderes.

 

Und wo liegen die Unterschiede?

Der zentrale Punkt ist: Wir haben heute ein Deponierungs-Verbot von unbehandelten Siedlungsabfällen. Auf einer Erddeponie im Jahr 2022 landen folglich nur noch mineralische, das heißt nicht brennbare, Abfälle. Das ist übrigens die vom Volumen her bedeutendste Abfallart in Deutschland. Und deswegen finde ich es auch wichtig, dass diese Abfälle nicht kilometerweit durchs Land transportiert werden, sondern möglichst ortsnah deponiert werden. Aber wie eingangs erwähnt: wir wollen den Fokus unserer Arbeit immer mehr in Richtung Recycling und Energiegewinnung richten.

 

Was macht aus Ihrer Sicht eine moderne Erddeponie aus?

Um es mal plakativ zu sagen: Mit unseren Deponien arbeiten wir daran, Deponien in der Zukunft überflüssig zu machen. Wir arbeiten beispielsweise auf der Deponie AM FROSCHGRABEN mit einem Unternehmen zusammen, das Pionier beim Recycling von Baustoffen ist. Die besten Abfälle sind immer solche, die man gar nicht erst deponieren muss, sondern vermieden oder zumindest wiederverwertet werden. Im Grunde stehen Aufbereiter und Deponiebetreiber in gewisser Konkurrenz. Dies wollen wir abstellen und gemeinsam unsere Fähigkeiten zu einem gesamtheitlichen und nachhaltigen Entsorgungskonzept verknüpfen. Damit meine ich konkret, dass wir in eine Situation kommen wollen, bei der sämtliche angelieferten Abfälle, sei es Boden oder Bauschutt, aufbereitet werden. Dann werden nur noch die Sortierreste wirklich deponiert. Man spricht da von einer „Nierenfunktion einer Deponie“.

 

Nierenfunktion…?

Die Deponie filtert wie die Niere alles aus dem Stoffkreislauf heraus, was nicht verwertet werden kann. Diese Stoffe werden dann sicher und unschädlich deponiert. Und Stoffe, die noch verwertbar sind, werden wieder dem Ressourcen-Kreislauf zugeführt. Zum Beispiel wird das im Landkreis Ludwigsburg angefallene Altholz aus dem Sperrmüll zu Anlagen außerhalb des Landkreises transportiert, um dort Energie (Strom und Wärme) zu erzeugen. Dabei könnten wir das Holz doch auch hier regional im Landkreis energetisch verwerten. Diese Herangehensweise verstehen wir unter unserem Unternehmensmotto „Auftrag Zukunft“.